Mike Künzle strebt eine tragende Rolle an

Sven Senteler trägt eine «Mitschuld» am Wechsel von Mike Künzle zum EVZ. Er ist der Trauzeuge und damit eine Vertrauensperson des Zuger Neuzugangs vom EHC Biel-Bienne. Künzle stand bei mehreren NL-Vereinen auf dem Wunschzettel. Kein Wunder, bringt der 30-jährige Stürmer doch nicht nur die Erfahrung von nahezu 500 NL-Matches und beständige Skorerwerte um die 30 Punkte mit. Sondern auch Gardemasse: Mike Künzle ist 1,93 Meter gross und 95 Kilogramm schwer. EVZ General Manager Reto Kläy hat denn auch die Wasserverdrängung und Abschlussstärke herausgestrichen, als die Verpflichtung im November 2023 öffentlich gemacht wurde. «Er ist im besten Eishockey-Alter», sagte Kläy.

Ein weiterer wichtiger Grund für den Wechsel des Zürcher Oberländers in die BOSSARD Arena ist das Leistungssportzentrum OYM in Cham. «Die Ansätze im Off-Ice-Training sind ganz andere, als ich bisher kennen gelernt habe. Ich bin gespannt, wie sich das auf dem Eis auswirkt», sagt der Flügelstürmer, der seit seinem zweiten Nasenbeinbruch im Frühjahr 2021 ein Vollvisier am Helm trägt. Am Anfang sei er häufiger dafür belächelt oder mit Sprüchen eingedeckt worden. Mittlerweile ernte er Respekt für seine Sorge um seinen Körper. «Ganz allgemein wird in der National League mehr auf die Gesundheit geachtet», hat Mike Künzle festgestellt und ergänzt: «Das finde ich super.»

Einst hatte er eine Abmachung mit seiner Mutter, dass er nie ohne Gitter am Helm spielen würde. Nachdem er 18 geworden war, montierten seine Mitspieler dieses ab. Mike Künzle schraubte es wieder an, ehe die Teamkollegen erneut zur Tat schritten. Da wurde es ihm zu bunt, und er verzichtete auf das Gitter bis zum besagten Moment vor drei Jahren.

Der 30-jährige Stürmer und seine neuen Teamkollegen absolvierten im Juni diverse Leistungstest.

Künzle ist gespannt, wie sich das Off-Ice-Training im OYM auf seine Leistungen auf dem Eis auswirken werden.

Der 30-Jährige ist ein offener Mensch und spricht auch unbefangen über seine Hautkrankheit. Mike Künzle leidet an Neurodermitis. Dabei ist die Haut dauerhaft entzündet, sie verliert ihre Schutzfunktion und juckt höllisch – besonders, wenn man schwitzt. Auf dem Eis sei er abgelenkt und nehme das nicht wahr, sehr wohl aber auf der Bank, sagte der Flügelstürmer gegenüber verschiedenen Medien. Er pflegt seine Haut mit Cremes und Salben, um den Juckreiz zu lindern.

Ablenkungen hat Mike Künzles derzeit genug, denn sein Leben ist gegenwärtig auf verschiedenen Ebenen aufregend: Neuer Klub, neue Wohnung – und die Hochzeitsfeier in Luzern. Bald steht das grosse Fest mit Chantal an, vor einem Jahr gaben sich die beiden das Jawort bereits auf dem Standesamt. Bis zur Hochzeit haben sich die Juristin und der Eishockeyprofi schon etwas länger in Baar eingelebt. Mike Künzle konnte nicht viel zum Umzug beitragen, da er wegen des Nati-Aufgebots nur einen Tag dafür Zeit hatte. Er bestritt die drei Partien im Rahmen der Euro Hockey Tour in Zürich. Bis dato lief Mike Künzle 36 Mal für die Nationalmannschaft auf. «Ich bin dankbar für das Verständnis, das Chantal mir und meinem Beruf gegenüberbringt», sagt er.

Dass der Beruf seine Freizeit einschränkt, ist keine neue Erfahrung für ihn. Zwei überraschende Aufgebote sorgten dafür, dass er bereits geplante Ferien nicht antrat: Ende 2012, als ihn der frühere EVZ Meistertrainer Sean Simpson für die U20-WM in Ufa berücksichtigte – als NLB-Spieler der GCK Lions, wohlgemerkt. Und im vergangenen Dezember, als er im Trikot von Frölunda am Spengler Cup teilnehmen konnte. Dies infolge Vermittlung der Beratungsagentur 4Sports um den ehemaligen EVZ Stürmer Dani «Gigs» Giger. «Der Spengler Cup stand auf meiner Liste von Highlights, die ich unbedingt erleben wollte», sagt Mike Künzle. So musste Chantal Künzle die geplante Überraschungsparty zum 30. Geburtstag ihres Mannes eben platzen lassen.

Ein weiterer Meilenstein, den Mike Künzle anstrebt, ist ein Schweizer Meistertitel. Das mag irritieren: Künzle hat schliesslich schon deren zwei mit den ZSC Lions (2014 und 2018) sowie mehrere im Nachwuchsbereich im Palmarès stehen. In den Jahren 2012 und 2013 feierte er die Elite-A-Goldmedaille an der Seite der heutigen NHL-Profis Pius Suter und Jonas Siegenthaler. Er wünsche sich einen mit einem Team, in dem er eine tragende Rolle übernehme, erklärt er. Das soll beim EVZ der Fall sein. Worauf dürfen sich die Fans in der BOSSARD Arena bei ihm freuen? «Ich hoffe, die Leute wollen mich lieber im eigenen Team sehen als beim Gegner», sagt er und lächelt. Das hofft natürlich auch sein Trauzeuge und Freund Sven Senteler.

Dieses Interview erschien in der aktuellen Ausgabe des EISZEIT Business.

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