Kurz nach 22 Uhr hiess es Lichterlöschen in der ausverkauften BOSSARD Arena. Zum zweiten aufeinanderfolgenden Mal im Playoff-Halbfinal. Zweimal bedeutete das Team der Stunde Endstation: Im Vorjahr spielte der spätere Meister Genf-Servette zu stark (1:4), diesmal waren die ZSC Lions eine Nummer zu gross (0:4). Die Zürcher sind der grosse Titelanwärter in dieser Saison.
Die Saison 2023/24 ging für das EVZ Men’s Team in der National League am Montagabend mit der 0:2-Heimniederlage gegen die ZSC Lions zu Ende.
Die Enttäuschung beim EVZ war wie immer nach einem vorzeitigen Saisonende riesig, aber sie hielt sich in überschaubaren Grenzen. Die Chancen auf eine achte Finalteilnahme nach 1995, 1997, 1998, 2017, 2019, 2021 und 2022 oder gar den vierten Meistertitel nach 1998, 2021 und 2022 waren diesmal nur theoretischer Natur. Zu überlegen waren die ZSC Lions – in der Offensive und Defensive, bei den Schweizern und bei den Ausländern. Mit Simon Hrubec, der am Montag in Zug zum dritten Mal im Saisonfinale einen Shutout feiern konnte, haben die Zürcher zudem den statistisch besten Torhüter der Playoffs in ihren Reihen. Gegen die geballte Zürcher Übermacht war auch der ebenfalls überragende siebenfache Meister Leonardo Genoni machtlos.
Eine Seuchensaison mit vielen langfristigen und definitiven Ausfällen von Schlüsselspielern ging mit der insgesamt 15. Heimniederlage zu Ende. Vermutlich haben die Zuger mit dem 4. Rang in der Qualifikation und der erst am Schluss leicht gefährdeten direkten Playoff-Qualifikation sowie dem verdienten 4:3 gegen den SC Bern im Playoff-Viertelfinal das Optimum aus den am Schluss noch vorhandenen Möglichkeiten herausgeholt. Gegen die wieder erstarkten Berner hat es noch gereicht. Die Zürcher, für Dan Tangnes das beste Team der Liga, waren breiter besetzt, schneller, spiel- und zweikampfstärker und vor allem selbstbewusster als der EVZ. Die neun Niederlagen in den letzten zehn Spielen der Qualifikation haben beim dreifachen Schweizer Meister doch Spuren hinterlassen.
Gegen den überlegenen Sieger der Regular Season brachten die Zuger in vier Spielen nur vier Tore zustande, drei davon erzielten die beiden schwedischen Verteidiger Niklas Hansson und Lukas Bengtsson. Das ist definitiv zu wenig, zumal von verschiedenen designierten Leistungsträgern im Playoff-Halbfinal wenig bis gar nichts zu sehen war. Captain Jan Kovar, in den Meisterjahren 2021 und 2022 noch der wertvollste Spieler der Liga, kam nach seiner Verletzung nicht mehr auf die gewohnten Touren.
Die Auszeichnung «MVP» haben diesmal die Fans verdient, die bis zur letzten Schlusssirene wie ein Mann hinter ihrem Team standen. Mit 119 Punkten nach 52 Spielen in der Regular Season und 27 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten (Lugano) in der Saison 2020/21 ist der ewige Rekord noch in Zuger Hand.
Den grössten Applaus erhielt nach der Schlusssirene Reto Suri. Für die Zuger Identifikationsfigur – WM-Silberheld 2013, Cupsieger 2019 und Meister 2022 mit dem EVZ – ging die Aktivkarriere nach 17 Saisons und 850 Spielen mit 438 Scorerpunkten in der höchsten Liga zu Ende. Vermutlich werden die Fans ihren Liebling in einer anderen Funktion wiedersehen. «Die Entscheidung ist schon vor dieser Saison gefallen – aufgrund der Signale meines Körpers. Die Freude am Eishockey ist noch da», resümierte ein aufgelöster Suri nach seinem letzten Auftritt in der BOSSARD Arena, wo er auf dem Eis und in der Garderobe jahrelang zu den prägenden Figuren zählte.
Ein Abschied war der Montag auch für Luca Hollenstein, Nico Gross (beide Davos), Arno Nussbaumer, Louis Robin (beide Ajoie) und Dario Allenspach (SCL Tigers). Den EVZ verlassen werden auch Andreas Eder (zurück nach München) und Ian Derungs (zurück nach Biel). Verteidiger Rémi Vogel (zuletzt leihweise in La Chaux-de-Fonds) wird seine Karriere im jungen Alter von 22 Jahren beenden. Die Verträge von Assistenztrainer Todd Woodcroft und der Stürmer Brian O’Neill und Riley Sheen laufen aus. Bis jetzt sind die Zuzüge von Torhüter Tim Wolf (Ajoie) sowie der Stürmer Mike Künzle (Biel) und Colin Lindemann (Leksands IF) offiziell bekannt.