Wie zufrieden bist du mit der Qualifikationsrunde?
Wir haben verschiedene Gesichter gesehen und immer wieder von fehlender Konstanz geredet. Aber seit Januar stimmt die Richtung. Die fehlende Konstanz hat auch mit den vielen Verletzungen zu tun.
Wie siehst du die Ausganglage vor den Playoffs?
Wegen der Ausfälle von wichtigen Spielern haben wir nicht die optimalste Ausgangslage. Aber der Trend ist wie gesagt positiv. Wir sind vor allem defensiv stabiler geworden, das gilt es in den Playoffs zu festigen. Wenn ich auf die ganze Liga blicke, haben der HC Lausanne und die ZSC Lions in der Regular Season den stärksten und konstantesten Eindruck hinterlassen. Es sind die beiden Finalteilnehmer des letzten Jahres, die diese Leistung in der laufenden Meisterschaft bestätigen. Diese beiden Teams gilt es zu schlagen. Es gibt aber auch noch andere Mannschaften mit Chancen auf den Meistertitel – und da zähle ich uns dazu! Dazu müssen wir aber individuell und als Mannschaft unsere beste Leistung bringen und dürfen keine fünf Prozent darunter sein. Wenn uns das gelingt, haben wir gegen jeden Gegner eine Chance.
Schlüsselspieler fielen und fallen längerfristig aus. Das vielzitierte Glück ist dem EVZ in dieser Saison nicht gut gesinnt…
Das ist leider so, das muss man einfach akzeptieren. Wir können im Frust versinken oder das Beste daraus machen. Wir haben uns für das Zweite entschieden. Schade ist es vor allem auch für die betroffenen Spieler. Für sie sind die Playoffs ebenfalls der Saisonhöhepunkt.
Was ist das Ziel in den Playoffs?
Das Ziel wird in unserer Organisation immer der Titel sein. Damit sind wir aber nicht allein. Wir müssen unser ganzes Potenzial abrufen, dann haben wir eine Chance. Daneben brauchen wir das nötige Wettkampfglück und dürfen die starke Konkurrenz nicht ausser Acht lassen. Titelchancen haben alle Teams, die sich für die Playoffs qualifizieren.
Wie zufrieden bist du mit der Entwicklung des Women & Girls Programms?
Ich bin damit sehr glücklich. Wir haben im Fraueneishockey mit unserer Initiative nicht nur bei uns, sondern in der ganzen Liga einen enormen Schub ausgelöst. Mehr und mehr Klubs setzen sich mit diesem Thema intensiver auseinander. Am Anfang haben wir nur Neid und Argwohn ausgelöst, jetzt kommen viele Klubs auf uns zu und fragen, wie wir das gemacht haben. Wir teilen unser Wissen transparent mit allen, die es interessiert. Es ist auch in unserem Interesse, dass sich die Mädchen- und Frauenförderung im Schweizer Eishockey entwickelt. Nur gemeinsam können wir für nachhaltige Veränderungen sorgen. Bei den Klubs sehe ich den Willen und die Aktivität. Beim Verband muss in dieser Hinsicht aber noch einiges passieren, insbesondere in der Denkweise und Positionierung.
Was hast du erwartet, was hat dich überrascht?
Wie das Thema heute in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, wie positiv sich die Zuschauerzahlen entwickeln, wie die Sponsoren vom ersten Tag an mitmachen – das alles ist schlicht hocherfreulich.
Schon auf die erste Saison hin hat unser Marketing-Team bezüglich Sponsoring einen grossartigen Job gemacht, auf die laufende Saison konnte dieses sogar noch ausgebaut werden. Wenn wir um die Meisterschaft spielen, was unser Ziel ist, wird es hoffentlich einen neuen Zuschauerrekord geben.
Die Leistungsteams auf Nachwuchsebene sind auch gut unterwegs.
Bei den U20-Junioren sind wir an der Tabellenspitze, aber man muss sich auch fragen: Welche Mannschaft spielte bisher mit den besten Spielern? Dass auf Stufe Junioren in der Regular Season leider nicht immer die Besten gegeneinander antreten, ist bekannt und verzerrt das Bild. Wenn die GCK Lions mit ihrem Team in der Swiss League ausscheiden, kommen meist ein Dutzend Spieler aus der Swiss League auf die Stufe U20-Elit hinunter. So sind sie plötzlich ein viel stärkerer Gegner. Solange nicht immer die Besten gegeneinander antreten, ist jede Tabelle etwas zu relativieren. Darunter leidet die Entwicklung der jungen Athleten im Schweizer Eishockey. Das Wichtigste für uns ist aber ohnehin nicht die Tabelle, sondern die Ausbildung der Spieler. Wir messen unsere Ausbildungsarbeit nicht per se nach den Rangierungen auf den Stufen U20-Elit oder U17-Elit, sondern vielmehr daran, wie viele Athleten wir ausbilden, dass sie im Spitzensport Fuss fassen können und einen Vertrag erhalten. Hier haben
wir soeben einen absoluten Spitzenjahrgang, was eine grosse Auszeichnung für unsere Ausbildungsstufe bedeutet. Da wird in jedem Bereich ein hervorragender Job geleistet.
Die Stadionerweiterung beschäftigt dich fast noch mehr als die Playoffs?
Ja, das ist so. Das ist die Zukunft unserer Organisation und dafür von höchster Wichtigkeit. Ich erachte es als meine Verantwortung, wohin wir uns als Unternehmung entwickeln. Daher muss ich allen ein
paar Jahre voraus sein, Klarheit darüber schaffen und uns dann dorthin bringen. Die Playoffs sind ein kurzfristiger Höhepunkt. Hier hat der Sport das Zepter in der Hand, obwohl ich immer dabei bin. Ich freue mich und leide auch mit. Es beschäftigt mich logischerweise aus wirtschaftlicher Sicht, wie weit wir kommen. Im Budget haben wir wie immer nur die Heimspiele im Viertelfinal. Alles andere ist Zugabe und hilft uns für die Zukunft.
Glaubst du, dass wir 9’000 Zuschauer ins Stadion bringen?
Wenn wir nicht daran glauben würden, würden wir die Erweiterung nicht machen. Aber es braucht eine gewisse Zeit und den Aufbau eines neuen Kundenstamms. Zehn Jahre lang waren fast keine Sitzplätze verfügbar. Nun müssen wir erst rüberbringen, dass es wieder freie Plätze hat und geben wird. Wie viele Saisonkarten werden wir dann verkaufen, wie viele Karten gehen in den Einzelverkauf? Das sind nur zwei von vielen Fragen, die wir selbst beantworten müssen. Wir haben schon jetzt 95 Prozent Stadionauslastung, obwohl wir 600 Plätze mehr zur Verfügung haben. Bei den Saisonkarten haben wir einen riesigen Andrang. Ab 2027 werden wir einiges mehr möglich machen können, aber es wird auch viele Änderungen in der Arena bedeuten. Es ist eine riesige Herausforderung für unsere
Organisation – wohl die grösste Herausforderung je. Wir sind selbst Bauherr – ich freue mich darauf.
Was beschäftigt den EVZ CEO sonst noch?
Das Schweizer Eishockey macht mir Sorgen. Es hat in allen Bereichen Baustellen und es ist nicht ersichtlich, wer sich darum kümmert und ob es überhaupt einen langfristigen Plan gibt. Es gibt keine gemeinsame Strategie, wie man die Jungen ausbildet, es gibt keine Strategie, was die Nationalmannschaften und die verschiedenen Ligen betrifft, es gibt keine Strategie, wie wir das Eishockey in Zukunft positionieren und kommerziell platzieren. Man macht einfach überall so weiter, wie es immer schon gemacht wurde. Das Schweizer Eishockey hat dringenden Handlungsbedarf, aber auch ein grosses Potenzial. Doch es gibt niemanden, der dafür verantwortlich ist, sich damit beschäftigt und sich mit Macherqualitäten dafür einsetzt. Zu viele Entscheidungsträger sind im Hier und Jetzt gefangen. Keiner ist bereit, die Eigeninteressen zurückzustellen und an das grosse Ganze zu denken. Der EVZ ist nur ein kleiner Teil des Ökosystems Eishockey, aber es ist in unserem Interesse, dass sich das Eishockey in der Schweiz sportlich und kommerziell weiterentwickelt.